Wolfstour im Oktober 2021

Im Oktober 2021 unternahm ein Teil unserer Mitglieder eine (privat finanzierte) Reise in die Lausitz zur Wolfsbeobachtung. Wir waren vier Erwachsene und zwei Kinder (9 und 4 Jahre).

 

Für zwei Tage hatten wir vorab Führungen gebucht bei wolfland tours . Diese sollten uns einerseits das Erkennen von Wolfsspuren aufzeigen und andererseits wollten wir so gerne auch einmal selbst Wölfe beobachten. Wir hatten großes Glück! Beide Tage wurden wir von absoluten Wolfsexpert(inn)en - von Catriona Blum-Rérat und Stephan Kaasche - geführt, die schon sehr lange im sächsischen und brandenburgischen Wolfsmonitoring aktiv sind. Beide waren uns bereits aus verschiedenen Veröffentlichungen bekannt.

 

Mit Catriona Blum-Rérat (Cati) waren wir zunächst in einem renaturierten Teil des Tagebaus Welzow.

 

Als erstes entdeckten wir eine Wolfslosung, d. h., die Hündin Isla fand sie. Sie ist darauf trainiert, Wolfskot anzuzeigen. In verschiedenen Losungen fanden wir meist Haare, die oft nach Wildschweinborsten aussahen und auch kleine Knochen. Cati lehrte uns, Spuren zu bestimmen.

 

Der Unterschied von einem Wolfsabdruck zu einem Hundeabdruck ist die Form und Größe, eine Wolfspfote ist 8,5 - 10 cm lang (ohne Krallen gemessen), und Hundepfoten sind meist kleiner und rundlicher in ihrer Form, können je nach Rasse aber auch deutlich Größer als 10 cm sein. Die Kombination aus der Gangart und dem Aussehen der Abdrücke geben Aufschluss darüber, ob man die Spur eines Hundes oder Wolfes vor sich hat.


Und wenn man einen Abdruck fotografiert, gehört immer für eine genaue Bestimmung ein Maßstab dazu oder mindestens ein Vergleichsstück. Aber auch Reh-, Wildschwein- und Hasenspuren konnten wir letztlich einigermaßen auseinanderhalten. Wir waren über die Vielzahl der verschiedenartigen Spuren auf der weiten Fläche sehr erstaunt.

 

Im Anschluss fuhren wir in den Sabrodter Wald, um zum ersten Mal eine Wildkamera auszuwerten. Sie hing bereits einen Monat an derselben Stelle, jedoch kam in dieser Zeit kein Wolf vorbei. Auch bei den weiteren Auswertungen von Wildkameras haben wir alles Mögliche, u. a. Pilzsucher, gesehen, aber kein einziges Mal einen Wolf.

 

Bei unserer Tour durch den Sabrodter Wald fanden wir bzw. Isla wieder eine beachtliche Losung mit einem großen Tierknochen und Fell.


Die sieben Stunden mit Cati waren sehr interessant. Cati hat mit ihrer kompetenten, ruhigen und sympathischen Art selbst die Kinder so in ihren Bann gezogen, dass wir problemlos die vielen Stunden den Tieren auf der Spur waren. Wir haben sehr viel Wissenswertes über Wölfe im Allgemeinen und die Lausitzer Rudel im Besonderen erfahren.

 

Am Nachmittag „übernahm“ uns Stephan Kaasche am Reiterhof Terra Nova in Elsterheide. Gleich bei der Begrüßung machte er uns auf zwei Gottesanbeterinnen und damit auf die Artenvielfalt in diesem Gebiet aufmerksam.

 

Zusammen mit seiner Hündin Anima lehrte er uns einiges über die Anatomie und das Verhalten von Wölfen im Vergleich zu Hunden. Mit Stephan werteten wir auf dem Gebiet von Terra Nova eine weitere Wildkamera aus, ebenfalls ohne "Erfolg".


Im Anschluss fuhren wir zum Aussichtspunkt Bergener See, um bis zum Einbruch der Dunkelheit nach Wölfen zu sehen. Der Aussichtspunkt eignet sich hervorragend zur Tierbeobachtung mit herrlichem Blick über die Landschaft. Hier haben wir auch am nächsten und übernächsten Morgen nach Wölfen und anderen Tieren Ausschau gehalten.

Stephan hatte seine tolle Technik für uns aufgestellt, sogar extra kleine Ferngläser und ein Fernrohr für die Kinder. Wir haben gestaunt, verschiedene Tiere gesehen und gewartet, gewartet, gewartet...

Bereits in der Dämmerung konnten wir Dank guter Objektive und Ferngläser für einen kurzen Moment einen Wolf sehen! Juhu, wir hatten es tatsächlich geschafft! Wir wussten, dass die Wahrscheinlichkeit, eins dieser scheuen Tiere zu sehen, nicht sehr hoch ist.

Wir waren glücklich.


Der nächste Tag begann sehr zeitig mit einem Ansitz wieder am selben Ort. Es war frisch und für die Kinder, insbesondere den Kleinen, schon eine Herausforderung. Ein großes Rudel Rothirsche konnten wir beobachten, auch Kraniche, Gänse und viele andere Vögel. Die Wölfe waren sicher schon längst eingeschlummert. Da wir mit halbstündiger Fahrt zur Pension zum Frühstück gegen halb neun langsam aufbrechen mussten, fingen wir leicht traurig an, unsere Technik abzubauen. Stephan wollte noch ein bisschen bleiben, sich später mit uns treffen.

 

Da geschah es: in ca 2,5 km Entfernung tauchten Wölfe auf! Mit bloßem Auge waren sie nicht zu erkennen, aber mit entsprechender Vergrößerung.

In der Ferne erschien ein Wolf nach dem anderen auf einer kleinen Sandfläche. Wir zählten bis zu sieben Wölfe. Einzelne tranken ein bisschen aus größeren Pfützen, legten sich majestätisch hin, standen wieder auf …


Wir konnten unser Glück kaum fassen. An Frühstück war nicht mehr zu denken.

Um unseren Beobachtungen noch einen weiteren Kick zu geben, setzten sich plötzlich alle Wölfe in Bewegung und verschwanden in einem Waldstück. Nach kurzer Zeit kamen sie zurück und trieben drei Wildschweine vor sich her, und dann kam die ganze Jagdgesellschaft sogar in die umgekehrte Richtung zurück. Was für ein unglaubliches Schauspiel. Offensichtlich hatten die Wölfe kein Jagdglück und, ehrlich gesagt, waren wir darüber recht froh.

 

Unser großes Beobachtungsglück feierten wir gemeinsam mit Stephan dann vor Ort mit allen Dingen, die wir so an Ess- und Trinkbarem dabei hatten. Es war ein gelungenes Mahl. Wir wussten, wir hatten gerade etwas Fantastisches erlebt.

 

Anschließend fuhren wir ins Rietschener Teichgebiet. Stephan zeigte uns dort eindrucksvoll, wie wegen der Schweinepest Wildschweine mit Zäunen an ihrer Ausbreitung gehindert werden. Für kleine Tiere waren Durchlässe in Form von Rohren vorhanden, die auch Wölfe benutzen. Wir haben Wildkameras ausgelesen und viele Vögel, so auch Seeadler, beobachtet. Wie sogenannte Nutztiere der Bauern vor Wölfen geschützt werden können, haben wir kennengelernt. Mit viel Erfahrung, Sachkunde und Einfühlungsvermögen hat uns Stephan von Wölfen und ihrer Lebensweise erzählt. Unsere geführte Expedition endete im Erlichthof, wo sich u. a. auch eine interessante Wolfsausstellung befindet.

 

Am Abend unternahmen wir dann ohne fachliche Begleitung einen weiteren Ansitz auf dem Aussichtsturm Tauerwiesenteich. Wie auch am anderen Aussichtspunkt warteten hier schon einige Naturliebhaber mit starker Technik auf den großen Moment, dass ihnen ein Wolf vor die Kamera läuft. Aber dieses Glück wurde hier an diesem Abend niemandem beschert. Schön war der Anblick der über das Land ziehenden Dämmerung unter lautem Enten- und Kranichgeschnatter dennoch.

Trotz schlimmer Sturmwarnung sind drei von uns am nächsten Morgen wieder sehr früh zum Beobachtungspunkt am Bergener See gefahren. Wir erlebten einen herrlichen Sonnenaufgang, aber das war ein ganz normaler Morgen, d. h. wir sahen diesmal keine Wölfe.

 


Unsere Expedition ins Wolfsland Lausitz war einfach großartig. Sowohl Cati als auch Stephan haben uns hervorragend die Lebensweise und die mit ihrer Rückkehr nach Deutschland verbundenen Probleme der Wölfe aufgezeigt. Beide sind auf unsere sehr heterogene, kleine Gruppe sehr intensiv eingegangen und haben das vorher als unmöglich Geglaubte geschafft, sogar den Kleinsten in das Geschehen einzubeziehen und bei Laune zu halten. Hier haben allerdings auch Catis Hündin Isla und Stephans Hündin Anima einen wesentlichen Beitrag geleistet.

Ganz herzlichen Dank sagen wir Catriona Blum-Rérat (Cati) und Stephan Kaasche für die zwei wunderbaren Exkursionstage im Wolfsland. Wir haben großen Respekt vor ihrer großartigen Arbeit für die Wölfe in Deutschland. Chapeau!

 

Mehr zum Thema Wolf:

 

https://www.wolf.sachsen.de/lebensweise-des-wolfs-4386.html

https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/saeugetiere/wolf/materialien/index.html


Wenige Tage nach unseren vergeblichen Versuchen, verschiedenen Wildkameras Wolfsaufnahmen zu entlocken, tummelte sich ebenda eine ganze Wolfsfamilie: Elterntiere und spielende Welpen.

Freundlicherweise hat uns Cati im Nachherein davon noch diese interessanten Bilder zur Verfügung gestellt. Herzlichen Dank, Cati!